Ein Denkmal mittelalterlicher Baukunst

Seit über 800 Jahren weitgehend unverändert

Mitte des 11. Jahrhunderts - Europa ist im Umbruch. Historiker sprechen später vom Übergang vom Frühmittelalter zum Hochmittelalter. Rund 300 Millionen Menschen leben auf der Erde - einige auch im Bereich des heutigen Dorfes Ostönnen. In dieser Zeit der Veränderungen finden sie Halt in ihrem Glauben und bauen ihre erste Dorfkirche. Mindestens eine weitere wird noch folgen, bevor die Ostönner im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts (also irgendwann zwischen den Jahren 1150 und 1175) die heutige Gewölbebasilika errichten. Verwendete Hölzer konnten anhand der Wachstumsringe dendrochronologisch auf das Jahr 1163 datiert werden.

Die Basilika steht also seit nunmehr weit über 800 Jahren nahezu unverändert im Dorf. Lediglich der Sakristeianbau wurde im 19. Jahrhundert am südlichen Seitenschiff hinzugefügt. Sie gilt heute als eine der am besten erhaltenen romanischen Dorfkirchen in ganz Westfalen.

Bevor die heutige Kirche gebaut wurde, stand an gleicher Stelle eine kleinere, einschiffige Vorgängerkirche aus Stein. Dies weiß man, da das jetzige Kirchenschiff teilweise auf damals bereits vorhandenen Fundamenten errichtet wurde. Der fünfgeschossige Westturm stammt übrigens noch von diesem älteren Kirchengebäude aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Bei Heizungsarbeiten in der St. Andreas-Kirche wurde zudem eine dicke Schicht aus Brandschutt im Boden entdeckt, die auf eine weitere Vorgängerkirche in schlichter Holzbauweise schließen lässt.

Dass der Kirchturm älter als das Kirchenschiff und unabhängig von ihm entstanden ist, kann jeder an einem ganz besonderen Detail erkennen. Selbst von außen kann man deutlich sehen, dass die Kirche an den Turm angebaut wurde: Ein Ostfenster des Turms wird vom Dachstuhl der Kirche teilweise verdeckt. Bei genauerer Untersuchung wurde zudem festgestellt, dass das Langhaus der Kirche in keinerlei Mauerverbund mit dem Turm steht. Beide Gebäudeteile stehen eigenständig dicht nebeneinander.

Der quadratische Westturm verfügt über insgesamt fünf Stockwerke, die jeweils eine Höhe von durchschnittlich 4,50 Metern aufweisen. Gegliedert ist der Turm in den vier oberen Stockwerken auf jeder Seite durch je drei Rundbögen mit Mittelsäulen, dahinter Nischen und Fenster. Bis zur Kirchturmspitze misst er 39,41 Meter und ist somit bis weit ins Land hinaus zu sehen.

Der weiße Außenputz der Evangelischen St. Andreas-Kirche Ostönnen geht auf Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1978 und 1979 zurück. Der in seinem baulichen Bestand bedrohte Kirchturm musste damals komplett saniert werden. Dabei stellte man die zwischenzeitlich (1772) aus Stabilitätsgründen vermauerten Fenster und Nischen der Turm-Außenwand wieder her. Die gesamte Kirche mit ihren Mauern aus Grünsandstein wurde verputzt und mit einem weißen Kalkanstrich versehen. Man gab ihr damit das vermutlich ursprüngliche Farbgewand wieder.

Urkundlich wird erstmals im Jahr 1169 eine Kirche in Ostönnen erwähnt. Wegolin von Tiunen erlangte seinerzeit vor dem Synodalgericht zu Soest einen Urteilsspruch über sein Freigut bei der Kirche von Ostönnen. In dem Schriftstück heißt es: „Unter Philipp von Heinsberg, Erzbischof von Köln und Erzkanzler von Italien wird bekundet, … daß Wegolinus de Tiunen in seiner, der Kölner Prioren, des ganzen Kapitels von Soest und vieler Edler Gegenwart, einen endgültigen Synodalspruch erlangt habe, wonach er statt des Zehnten von seinem Freigut zu Tiunen, gelegen bei der Kirche in Hostinen, Themo von Soest nur 6 sol. Soester Münze jährlich zu zahlen brauche…“.